Spielräume

Ein surrealistischer Roman für das Theater adaptiert.
von Elfriede Gerstl

alphabet wohnen herbert j. wimmer;
alphabet wohnen herbert j. wimmer;

Ensemble

ERNI MANGOLD
SHLOMIT BUTBUL
TANIA GOLDEN
Szenische Einrichtung
ANNA STARZINGER Musik
SUSANNE HÖHNE Textfassung/Dramaturgie

Produktionsgeschichte & Inhalt

„Einhorn öffnete das Tor und trat aus seiner Gesinnung heraus, die Sonne schien warm auf die Tatsache, die ersten Krokusse guckten schon da und dort aus der Struktur. Einhorn öffnete seinen kotfarbenen Jahreszeitmantel, blies ein Lied von den Lippen und beschloss … zu besuchen. Dieses Theorem ist ein Krebsgeschwür, jene Tatsache ein Tumor…“

(Elfriede Gerstl, Einhorn-Skizze, zit. nach Herbert J. Wimmer)

„Spielräume“ ist Anfang der 60er Jahre, zu Beginn der Jugend-Protestbewegung geschrieben worden und ist (leider) immer noch brandaktuell und Elfriede Gerstl, Büchnerpreisträgerin, leider noch immer relativ unbekannt. Seit der Uraufführung von „Spielräume“ liest Erni Mangold bei fast jeder ihrer Lesungen Elfriede Gerst und nennst sich selbst „Botschafterin ihrer Texte“.

„Spielräume“ ist eine ineinander verschachtelte Geschichte, ein offener avantgardistischer, ein feministischer Text, eine Geschichte, die sich zwischen Innen und Außen abspielt, ein Theaterstück mit frei wählbaren Rollen. Ein Spiel mit Verschiebungen, eine scharfsinnige, philosophische Hinterfragung der Wirklichkeit, die noch dazu äußerst humorvoll geschieht.
Es wird dabei die Geschichte von Grit, einer jüngeren Frau erzählt, die zwischen Berlin und Wien hin und her reist.

Tania Golden, Shlomit Butbul und Erni Mangold verkörpern die 3 Grits, 3 Aspekte der Autorin. Die Musik und die Musikalität der Sprache, der Rhythmus sind wesentliche Elemente der Aufführung.

„Spielräume“ der einzige Roman von Elfriede Gerstl ist ein jahrzehntelang fast verschollenes Werk, das unserer Ansicht zu den schönsten und interessantesten der Literaturgeschichte zählt und vor allem ein „Spielraum“ ist, der auf die Bühne gehört.

Elfriede Gerstl wohnte zwischen 1963 – 1971 teilweise in Berlin, wo sie eingeladen worden war um am Berliner Colloquium teilzunehmen. Günther Grass, der an dieser Schreibschule unterrichtete und viele Jahrzehnte lang „Die Stimme der deutschen Literatur“ gewesen ist, kritisierte Gerstls Arbeit derartig, dass sie dadurch ihren bereits unterzeichneten Vertrag bei Rowohlt verlor und große finanzielle Einbussen erlitt. „Öffentlich von Grass zsammgstaucht: ‚Aichinger-Einflüsse, Poesel, alles kunstgewerblich, perfektioniert geschriebene Variante von Bekanntem’. „Zwar verteidigen mich meine Kollegen Born, Fichte, aber auch die anderen so gut sie können, aber Grass ist ein Brocken, den viele kleinere nicht aufheben können.“ (Elfriede Gerstl, aus Herbert J. Wimmer, Berlin 19.-21.3.1964) Der persönliche Antismitismus von Günter Grass wurde erst in späteren Jahren Thema der Literaturkritik.

Der aus den Erfahrungen Gerstls in Berlin entstandene Roman SPIELRÄUME wurde schließlich nicht von Rowohlt verlegt, sondern erst 1977 beim Verlag „Edition Neue Texte, Linz“. Die Haltung von Günter Grass und seinen Jüngern trug stark dazu bei, dass sich der deutsche Literaturmarkt gegenüber experimenteller Literatur auf Jahrzehnte hin verschlossen hatte.
Heute wird „Spielräume“ von der Literaturwissenschaft als Meisterwerk angesehen.

AUFFÜHRUNGSGESCHICHTE-SPIELRÄUME

„Spielräume“ wurde bereits 2003 bis 3007 mit großem Erfolg in einer Dramatisierung für 2 Personen an verschiedenen Orten gezeigt, damals mit Erni Mangold und Vera Borek, und an diesen beiden starken Persönlichkeiten und deren langjähriger Beziehung zueinander orientiert. Das dritte Element damals war Peter Ponger mit seinem diskursiven Klavierspiel.

ELFRIEDE GERSTL

Die 2032 in Wien geborene und 2009 in Wien gestorbene österreichische Schriftstellerin Elfriede Gerstl war lange ein literarischer Geheimtipp, heute gilt sie als eine der grössten Dichterinnen der deutschsprachigen Moderne. Sie hat als jüdisches Kind den Nationalsozialismus in Wien in verschiedenen Verstecken überlebt.

1945 besuchte sie eine Matura- Schule die sie 1951 mit Matura abschloss. Ein anschließendes Studium der Medizin und Psychologie brach sie 1960 ab, daraufhin Heirat und Geburt einer Tochter. Veröffentlichungen von Elfriede Gerstl sind seit 1955 erschienen. Sie war die einzige Frau im Umkreis der Autoren der „Wiener Gruppe“ und der frühen Aktionisten.

„Spielräume“ blieb der einzige Roman von Elfriede Gerstl. Ihre jüngere Freundin Elfriede Jelinek erklärte sie zu ihrem Vorbild. In ihren letzten Lebensjahrzehnten erhielt sie viele literarische Preise und war nicht mehr nur ein literarischer Geheimtipp.

Teaser

Termine

Theater Drachengasse Bar&Co.
Premiere Livestream: 7. April 2021 20h
Weitere Streamings: 9., 10. April 20h

Medien & Presse

Credits:
Aus: Elfriede Gerstl, Spielräume; Edition Neue Texte, Literaturverlag Droschl; 1993.
Produktion: Beseder, Verein für darstellende und bildende Kunst
Impressum: susanne.hoehne@chello.at
Kontakt/Theater Drachengasse:
kathrin.kukelka-lebisch@drachengasse.at
Fotos: Herbert J. Wimmer